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Weiße-Rose-Orgel

Die Weiße-­Rose­-Orgel im Lichthof der LMU – ein klingendes Denkmal

1945 lagen große Teile des Hauptgebäudes der Ludwig-Maximilians-Universität in Trümmern. Auch der Lichthof war schwer beschädigt. Verloren war ein Mosaik an der östlichen Gewölbewand über der Haupttreppe, auf dem der „Brunnen der Wissenschaften“ symbolisch sein Wasser über die Fakultäten ergoss. Zwei Jahre zuvor hatte die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ durch ihre Flugblattaktion und Festnahme die Aura des Lichthofs – damals „Zentralhalle“ genannt – nachhaltig geprägt und verändert. Als man 1958 daran ging, den Lichthof zu renovieren – zunächst hatten Unterrichtsräume Vorrang gehabt –, bildete die Erinnerung an den 18. Februar 1943 und die Weiße Rose einen wichtigen Aspekt.

Der damalige Rektor und Theologieprofessor Joseph Pascher (1893-1979) setzte gegen einigen Widerstand durch, dass an der wieder errichteten, zunächst aber leer gebliebenen Ostwand eine Orgel als klingendes Denkmal für die Weiße Rose eingebaut wurde. Die Weiße-Rose-Orgel wurde 1960 von der Firma Steinmeyer aus Oettingen geschaffen. Die finanziellen Mittel hatte Rektor Pascher aus Spenden eingeworben. Es handelt sich technisch um ein Instrument auf mittels elektro-pneumatischer Ton- und Registertraktur gesteuerten Taschenladen mit 29 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Die meisten der 1708 (davon 28 stumm) Pfeifen sind in einer Kammer hinter dem von Franz Mikorey (1907-1986) entworfenen Orgelprospekt versteckt.

Zum ersten Mal erklang die Orgel im Rahmen einer Gedenkfeier für die Weiße Rose am 23. Februar 1961. Joseph Pascher erläuterte in einer Rede die Idee des Instruments: „Am 18. Februar 1943 war dieser festliche Hof Schauplatz eines unvergesslichen Zeugnisses und eines unüberhörbaren Aufrufs zur Freiheit. (…) Es war die Stimme der „Weißen Rose“, als die Geschwister Hans und Sophie ihre Flugblätter warfen, und es war die Stimme der Freiheit überhaupt. Um diese Stimme ging es, als der Plan entstand, dieser Halle eine Orgel zu geben, die Königin der Instrumente.“ Eine Stimme, „schlicht und voll Kraft. Durch den Tod hindurchgegangen werde sie Orgelklang. Worauf es aber im letzten Verstand ankommt, ist der Widerhall in unseren Herzen, ihre Prägung und ihre Stimme, die nie wieder verstummen soll wie einst.“

Leider ist die Orgel dann doch verstummt und ihre Spuren verlieren sich für Jahrzehnte weitgehend im Dunkeln. Zwischenzeitliche Pläne einer mittäglichen Orgelstunde wurden nicht realisiert.

Die Instandsetzung 2012/13

50 Jahre schlummerte die Orgel im Dornröschenschlaf und war nicht mehr bespielbar. Staub hatte sich in Pfeifen und Ventilen festgesetzt. Außerdem hatte man beim Bau auf ein damals innovatives Material gesetzt: Schaumstoff. Dieser war im Lauf der Zeit hart und brüchig geworden, so dass Dichtungen nicht mehr zuverlässig schlossen. 36 Pfeifen hatten zudem im Lauf der Zeit eine neue Funktion als Souvenir gefunden und fehlten. Im Spieltisch hatte sich eine Mäusefamilie eingenistet.

Im Rahmen der Renovierung des Lichthofs 2012/13 entstand schließlich der Plan, die Orgel instand zu setzen. Im Juni 2012 wurden sämtliche Pfeifen durch den Neubiberger Orgelbauer Markus Harder-Völkmann ausgelagert und alle Teile der Orgel bis April 2013 repariert, ergänzt oder ausgetauscht. Zudem wurde die Orgel mit modernster Technik ausgestattet, die es ermöglicht, sie um elektronische Klangquellen zu erweitern und auch per Funk anzusteuern. Wie schon die Erbauung konnte auch die Renovierung vollständig aus Spenden finanziert werden. Den Löwenanteil leistete dabei das Zentrum Seniorenstudium der LMU aus seinem Spendenaufkommen. Daneben trug auch die Weiße Rose Stiftung zum Erfolg bei.